Bürgerpreis Rems-Murr 2023

Der Ehrenamtspreis der Kreissparkasse Waiblingen steht in diesem Jahr unter dem Motto Kultur fördern & Miteinander stärken. In Kooperation mit dem Zeitungsverlag Waiblingen und der Backnanger Kreiszeitung wird jeweils ein weiterer Leserpreis ausgeschrieben.

 

Durch unsere Bewerbung mit den diversen Trauerangeboten der Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis e.V. kam die Redakteurin der Backnanger Zeitung, Frau Greppo, auf uns zu. Als kleiner Einblick in unserer Arbeit ist dieser Artikel entstanden.





Bericht:

Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis: Neue Angebote zum Umgang mit Trauer

 

Bürgerpreis 2023 Die Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis betreut Angehörige nach dem Verlust eines geliebten Menschen – entweder individuell oder in der Gruppe. Auch für Kinder gibt es spezielle Angebote. Und noch viele weitere Projekte sind in Planung.

 

Von Lorena Greppo

 

Backnang. In Sachen Trauerbegleitung ist Tanja Menz ein Vollprofi. Zum einen hat sie eine umfangreiche Ausbildung hinter sich. Zum anderen weiß sie aber auch, wie sich ein persönlicher Verlust anfühlt: Ihr Sohn Konstantin ist 2011 beim Bundeswehreinsatz in Afghanistan gefallen. Das wissen viele Menschen in der Region, bei anderen Trauernden habe sie deshalb einen Vertrauensbonus, weiß sie. Dennoch sagt Tanja Menz: „Ich würde niemals zu jemandem sagen: Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Denn das tue ich nicht.“ Jede Person sei verschieden, Trauer äußere sich daher auch in vielen Formen. Umso wichtiger ist es, ein vielfältiges Angebot zu schaffen, das möglichst die ganze Bandbreite abbildet und jeden auffängt. Das tut die Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis und möchte ihre Angebotspalette gerne weiter ausbauen.

 

Weil die Angebote größtenteils kostenlos für die Teilnehmer sind, bleibt die Finanzierung bei der Hospizstiftung hängen. Um das zu stemmen, hat diese sich um den Bürgerpreis beworben. Vorstandsvorsitzender Heinz Franke erklärt: Das Kerngeschäft des Hospizes sei einigermaßen finanziert, die Trauerarbeit sei das Sahnehäubchen. „Für uns ist sie aber unverzichtbar“, betont er. Denn sich der Angehörigen anzunehmen sieht er genauso als Aufgabe der Hospizstiftung. Vielerlei Angebote gibt es hierfür schon. In Backnang gibt es ein Trauerfrühstück und in Welzheim ein Trauercafé. Beides sind monatliche und offene Angebote. In Planung sind ein Elterncafé für verwaiste Eltern sowie verschiedene niederschwellige Kreativangebote für Trauernde, ein bewegtes Gesprächsangebot in Form von Trauerspaziergängen soll im Herbst starten. Darüber hinaus werden trauernde Familien zweimal im Jahr zum Begegnungstag eingeladen, bei dem sie sich austauschen können und die Kinder und Jugendlichen zudem am kreativen Arbeiten und Reiten teilnehmen können. Für Jugendliche im Alter ab zwölf Jahren gibt es darüber hinaus jährlich eine Trauergruppe.

 

Trauer äußert sich bei Kindern anders als bei Erwachsenen

 

Eine Möglichkeit, der Trauer durch Musik Ausdruck zu verleihen, bietet das Cajónprojekt für Jugendliche, welches 2014 ins Leben gerufen wurde. „Musik ist ein Gefühlsträger“, sagt Gaby Hammer, die Koordinatorin im Kinder- und Jugendhospizdienst. Sie erklärt: Bei zehn Treffen innerhalb eines Jahres bauen die Mädchen und Jungen gemeinsam ihre Musikinstrumente und bekommen eine Einführung dazu, wie man sie spielt. Dann fragt die Mitarbeiterin des Hospizdiensts, welche Musik die verstorbenen Personen, um die getrauert wird, gerne gehört haben. „Wir lernen dann alle gemeinsam, die Lieder zu spielen und zu begleiten“, berichtet Gaby Hammer. Die Jugendlichen haben auch die Möglichkeit, eigene Texte zu schreiben und so ihre Trauer auszudrücken. „Es ist faszinierend, was dabei rauskommt“, sagt die Koordinatorin.

 

Ein weiterer Baustein des Engagements beinhaltet die Beratung von Schulen und Kindergärten nach dem Verlust einer der Einrichtung nahestehenden Person. Gleichzeitig werden Workshops für pädagogisches Fachpersonal zum Thema „Wenn Kinder und Jugendliche von Tod und Trauer betroffen sind“ angeboten. Denn sie trauern anders als Erwachsene, wie Gaby Hammer erklärt. „Kinder sind sehr wechselhaft in ihren Gefühlen und sie können Trauer oft nicht fassen oder aussprechen.“ Auch verleihe sie sich bei Kindern und Jugendlichen oft körperlich Ausdruck, etwa mit Bauchweh oder dass die Betroffenen wieder beginnen, sich einzunässen. Hier gelte es, intensiven Kontakt zu den Eltern zu halten, damit solche Symptome erkannt werden.

 

13 Ehrenamtliche haben 2022 einen Qualifizierungskurs absolviert

 

Bei der Trauerarbeit der Hospizstiftung geht es aber nicht nur um Jugendliche und Kinder. Ein wichtiger Teil dessen ist die Trauerbegleitung für Erwachsene im ambulanten Bereich durch Tanja Menz und ihre Helferinnen und Helfer. 13 Ehrenamtliche haben im vergangenen Jahr einen Qualifizierungskurs absolviert, dessen Inhalte unter anderem Kommunikationsgrundlagen, Trauer bei Kindern, mögliche Reaktionen der Angehörigen sowie kreative Möglichkeiten zur Aufarbeitung waren. Dadurch sei das Angebot merklich ausgebaut worden. Kreisweit werden Trauernde auch im häuslichen Umfeld betreut. Auch hier ist die Bandbreite sehr groß, sagt Tanja Menz. „Da gibt es den Workaholic, der sich in die Arbeit stürzt“, beschreibt sie. Auf der anderen Seite habe sie eine Frau betreut, die ohne ihren Gatten gar nicht mehr das Haus verlassen mochte. Man müsse für verschiedenste Reaktionen gewappnet sein – von weinen über schreien bis hin zu Apathie und schweigen.

 

Eine hinzugekommene Schwierigkeit stellt bei der Arbeit mit geflüchteten Menschen die Sprachbarriere dar. Zum Teil haben die Trauerbegleiter dann Übersetzer mit dabei. Genauso sei es wichtig, sich über die Kultur im Herkunftsland der Person zu informieren – das helfe beim Verständnis der Trauerbewältigung sehr. Die Trauerbegleitung stehe jedem offen, betonte Heinz Franke, unabhängig von der Konfession, dem kulturellen Hintergrund und dem Alter. Wer sich übrigens bei der Einzelbetreuung nicht wohlfühlt, für den gibt es auch Gruppen mit festen Terminen oder als offene Angebote, zu denen man unangemeldet kommen kann. Wie lange man so ein Angebot wahrnimmt, bleibt den Teilnehmern überlassen. „Manche kommen fünfmal, manche über drei Jahre hinweg – das ist alles okay“, sagt Tanja Menz.

 

Bei Kreativangeboten der Hospizstiftung befassen sich Betroffene mit ihrer Trauer – etwa beim Basteln eines Traumfängers. Foto: Gaby Hammer

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