Tag der Kinderhospizarbeit am 10.02.2022

Retter in höchster Not

Was für ein Albtraum. Ein Familienvater erleidet im Juli 2021 auf dem Weg von der Arbeit nach Hause einen Herzinfarkt, kommt schwer verletzt ins Krankenhaus und fällt ins Koma. Auch die Verlegung in eine Spezialklinik bringt keine Besserung. Er wird in ein Pflegeheim verlegt. Aus dem Koma erwacht er nicht mehr. Er stirbt ein halbes Jahr nach dem Unfall.

 

Anfang Februar. Die Witwe des Mannes sitzt im Wohnzimmer des Hauses in einem kleinen Ort im Schwäbischen Wald, in dem die Familie aus Syrien seit ein paar Jahren lebt und viele Freunde gefunden hat.

 

Sie hat Besuch. Mieke Mann, die Koordinatorin des Kinderhospizdienstes Pusteblume der Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis ist da, wie schon so oft. Ohne Frau Mann und die ehrenamtlichen Pusteblume-Helfer, sagt die Mutter von vier minderjährigen Kindern im Alter von sechs bis dreizehn Jahren, hätte sie das alles nicht geschafft. Wie den Kindern erzählen, dass der Vater todkrank ist? Wie die traurige Botschaft vom Tod überbringen? Wie zurechtkommen mit der Trauer der Kinder? Immer wenn sie Hilfe brauche, Ablenkung oder ein Gespräch, dann seien die Ehrenamtlichen und Mieke Mann da, erzählt die Frau, die in Syrien als Rechtsanwältin und Lehrerin gearbeitet hat und nahezu perfekt Deutsch spricht.

 

Pusteblume habe geholfen, wenn sie Zeit brauchte um ihren Mann im Krankenhaus zu besuchen.
Pusteblume hat einen Weg gefunden, als es hieß, die Kinder dürfen ihren Vater nicht auf der Intensivstation besuchen. Der Dienst aus Backnang hat es in Verbindung mit dem Verein Schatzkiste e.V. aus Urbach möglich gemacht, dass die Mutter mit ihren Kindern 5 Tage in einer Ferienwohnung in der Nähe der Spezialklinik untergebracht werden konnte.

 

Nach wie vor kommen die Ehrenamtlichen regelmäßig vorbei und gehen mit den Kindern ins Hallenbad, zum Bogenschießen oder Eis essen.  Sie waren auch bei der Trauerfeier anwesend. Es gibt für die Kinder kreative Angebote, die ihnen in ihrer Trauer helfen können. So konnten den Kindern  mit „Einfach so weg“ und „Weil Du mir so fehlst“ zwei Bücher geschenkt werden die helfen können, ihre Trauer etwas zu bearbeiten.  Und manchmal heißt das eben auch einfach nur zusammen Fotos vom Papa anschauen.

 

Zur Zeit betreut Pusteblume mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Familien im gesamten Rems-Murr-Kreis. Familien, in denen ein Elternteil todkrank oder verstorben ist, und Familien, die ein schwer krankes Kind haben oder ein Kind verloren haben. Mieke Mann sagt, gesucht würden weitere Männer und Frauen, die sich engagieren möchten. Im Herbst beginne wieder ein Kurs für Menschen, die beim Kinderhospizdienst mitarbeiten möchten. Am kommenden Donnerstag, 10. Februar, ist der bundesweite Tag der Kinderhospizarbeit, der 2006 vom Deutschen Kinderhospizverein ins Leben gerufen worden ist. Der Tag hat das Ziel, die Kinder- und Jugendhospizarbeit und ihre Angebote bekannter zu machen, Menschen für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen, finanzielle Unterstützerinnen und Unterstützer zu finden sowie das Thema „Tod und Sterben von jungen Menschen“ zu enttabuisieren. Ein grünes Band ist das Symbol für diesen Tag der Kinderhospizarbeit – er soll für Hoffnung stehen, die Hoffnung, dass sich immer mehr Menschen mit der Kinder- und Jugendhospizarbeit solidarisch zeigen. Als Zeichen der Verbundenheit werden alle Menschen dazu aufgerufen, grüne Bänder zum Beispiel an Fenstern, an Autoantennen, an Bäumen oder wo auch immer zu befestigen.

 

Die 4-fache Mutter schaut Mieke Mann an und sagt:“ ich bin froh, dass du da bist, dass es dich gibt“. Die Pusteblume Koordinatorin erzählt, dass sie und die Ehrenamtlichen jenen Familien, die Hilfe benötigen, lange erhalten bleiben. Es gebe Familien, zu denen sie seit vielen Jahren Kontakt halte. Die erste Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen, sei ganz besonders hart. Ein bestimmter Geruch, eine Erinnerung – „und der Boden tut sich wieder auf“. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber der Schmerz werde erträglicher.

 

Die Frau aus Syrien erzählt, dass sie im Ort ein ganzes Netzwerk von Menschen habe, die ihr und den Kindern oft helfen. Etwa die nette Vermieterin der Wohnung, die Landfrauen des Wohnortes und die Kameraden der Vereine, in denen die Kinder sind. Die tüchtige Mutter, die bei einer örtlichen Firma in der Montage beschäftigt ist, sagt: „am liebsten würde ich nochmal studieren, wenn meine Kinder älter sind“. „Das kannst Du auch schaffen“, bestärkt sie Mieke Mann.

Fotorechte: Mieke Mann

Info-Box

Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis e.V.

Kinder und Jugendhospizdienst Pusteblume
Bonhoefferstraße 2
71522 Backnang
Telefon  07191 92797-0
Telefax  07191 92797-29
kinder@hospiz-remsmurr.de

www.hospiz-remsmurr.de

 

Bankverbindung

Kinder und Jugendhospizdienst Pusteblume
Kreissparkasse Waiblingen
Konto: 15075666
BLZ: 602 500 10
IBAN:  DE29 6025 0010 0015 0756 66
SWIFT-BIC:  SOLADES1WBN

 

← zurück

Diese Webseite verwendet Cookies. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. → mehr